„Hör auf zu coachen und berate, oder coache doch. Leite an, gib Anweisungen. Mach einfach, was dem Klienten schnell und einfach hilft.“ So in etwa postuliert das ein Artikel auf Xing.com (https://www.xing.com/news/pages/tipps-und-trends-fur-coaches-504). Effektive Selbstvermarktung. Ich poste den Link, obwohl ich dem Artikel nicht noch mehr Aufmerksamkeit geben möchte. Aber einige Kommentare unter dem Beitrag geben doch wieder Hoffnung für unsere Zunft! 🙂

Warum das aus meiner Sicht so gar nicht geht (und wo soll ich da jetzt nur anfangen?) und die Fokussierung auf die schnelle Hilfe im Coaching nichts verloren hat:
(1) Immer wieder wird Coaching und Beratung in einen Topf geworfen. Rollenklarheit ist hier der Schlüssel. Trete ich als Coach auf oder als Berater? Komme ich selbst damit klar zwischen den Anforderungen zu wechseln? Kann ich mich – je nach Situation – in eine andere Rolle begeben? Das ist eine Frage, die jeder Coach mit sich selber klären muss. Letztendlich trägt man dem Klienten gegenüber Verantwortung, dessen sollte man sich bewußt sein.
(2) Ein zentrales Element im Coaching ist, dass der Kunde sein eigener Problemlöser wird – und auf diesem Weg begleitet der Coach, Schritt für Schritt. Erkenntnis für Erkenntnis. Natürlich kann man viele Situationen aus einer Beratungssicht schneller klären. Problem erkannt und durch den Berater gelöst – aber wie Nachhaltig ist das für den Kunden? Beratung ist nicht per se unangebracht oder gar schlecht – im Coaching Kontext hat eine beratende Haltung aber keinen Platz. Was Coaching kann und was nicht, sollte übrigens immer Thema sein bevor der eigentlich Coaching Prozess startet (hier im Blog nachzulesen unter „Key elements for a positive start into coaching“)!
(3) Coaching ist keine Zaubershow. Es gibt keine Erfolgsversprechen, keine „Ich löse alle Probleme“ Haltungen durch den Coach. Haben Sie als Coaching-Interessent den Eindruck (von der Website, vom ersten Kontakt, etc.) der gewählte Coach sei ein Wunderwuzzi/Erfolgsgarant/Problemlöser, dann nehmen Sie sich die Zeit und kontaktieren vielleicht doch einen zweiten Coach. Die Zeit lohnt sich!

In meinem Denken steht der Coach niemals im Mittelpunkt – nicht als Person, nicht als Erfolgsgarant und nicht als Problemlöser. Und es geht auch nicht darum, wie toll man sich vermarktet. Marktschreier sind hier fehl am Platz. Ein guter Coach gibt dem Coachee Raum und beansprucht diesen nicht für sich selbst.